Das Telefon von Tierärztin Anna Knipper klingelt. Es ist Feiertag und auch an solchen Tagen hat die TGP Westeremstek eine durchgehende Bereitschaft für Notfälle im Großtierbereich.
Ein Landwirt aus der Region ist dran. Eines seiner Jungtiere – noch kein Jahr alt – hat sich beim Umstallen verletzt und blutet stark. Ein akuter Notfall. Sofort macht sich die Tierärztin auf den Weg.
Vor Ort ist klar – die Lage sieht nicht gut aus. Am rechten Oberschenkel des schwarzbunten Jungrinds klafft eine riesige Wunde. Etwa 25cm lang und ziemlich tief, man kann bis auf den Knochen schauen. Die Wunde muss sofort behandelt werden, sonst droht eine Entzündung mit Blutvergiftung und das kann tödlich enden.
Für Frau Knipper steht sofort fest, was zu tun ist. Das Jungrind muss sediert werden, denn bei der Tiefe der Wunde muss diese unbedingt genäht werden. Eine Sedierung allein ist jedoch nicht ausreichend. Um sicherzugehen, dass das Tier auf keinen Fall Schmerzen beim Nähen verspürt, ist auch eine Lokalanästhesie notwendig. Das Fell rund um die Wunde wird geschoren und die Wundränder gesäubert. Auch die Wunde selbst muss unbedingt gespült werden. Man darf auf keinen Fall eine antiseptische Spülung vernachlässigen, denn die Wunde muss komplett sauber sein, ehe sie zugenäht wird. Die Gefahr, keine einzuschließen, ist nicht zu unterschätzen, da eine solche Infektion tödlich enden kann, gerade bei einer so tiefen Wunde.
Der Landwirt hält das sedierte Tier zur Sicherheit weiterhin am Kopf, auch wenn es angebunden ist. Denn auch wenn die Tiere an Menschen und den täglichen Kontakt mit ihnen gewöhnt sind, ist eine solch intensive Behandlung natürlich ein absoluter Ausnahmefall.
Frau Knipper näht die Wunde fachgerecht. Da sie nicht nur Tierärztin, sondern auch selbst Besitzerin einiger Hochlandrinder ist, liegen ihr die Tiere besonders am Herzen. Seit über 25 Jahren ist sie schon im tiermedizinischen Bereich tätig und behandelt schwerpunktmäßig Großtiere. In all den Jahren hat sie schon viele solcher Fälle behandelt. Damit man das Tier später nicht nochmal behandeln muss, verwendet sie direkt resorbierbare Fäden, die sich nach einiger Zeit von selbst auflösen.
Wenig später ist sie fertig. Die Wunde ist zu. Nun bekommt das Tier noch ein Schmerzmittel und ein Antibiotikum.
Am nächsten Tag wird noch einmal kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Und tatsächlich – die Wunde sieht gut aus. Keine Lufteinschlüsse oder andere Probleme - alles verheilt nach Plan. Das Jungrind wirkt, als wäre nie etwas gewesen.
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